VertreterInnen der Sozialen Unternehmen Vorarlberg und der Förderparter: Stefan Koch (Geschäftsführer Integra Vorarlberg), Helmut Johler (Leiter Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte), Bernhard Bereuter (Leiter AMS Vorarlberg), Benedicte Hämmerle (Verbandssprecherin), Harald Moosbrugger (Leiter Wirtschaftsabteilung Land Vorarlberg), Karoline Mätzler (Leiterin carla – ein Projekt der Caritas Vorarlberg) und Florian Kresser (Geschäftsführer AQUA Mühle Vorarlberg). © Kaesermann Helmut Lichtspuren Photog

Soziale Unternehmen Vorarlberg: Arbeit ist der Schlüssel zu einem selbstständigen Leben

Zum Tag der Arbeitslosen betont das Netzwerk die Notwendigkeit des zweiten Arbeitsmarktes

Schwarzach, 3. Mai 2017 – In Vorarlberg sind knapp 2.900 Menschen langzeitarbeitslos. 600 davon sind vorübergehend bei den Sozialen Unternehmen Vorarlberg beschäftigt. Rund ein Drittel schafft den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt. Um mehr Betroffenen den Weg zurück ins Erwerbsleben zu ermöglichen, seien zusätzliche Transitarbeitsplätze sowie dauerhafte Beschäftigungsmöglichkeiten am zweiten Arbeitsmarkt dringend nötig, hieß es beim heutigen Pressegespräch der Sozialen Unternehmen Vorarlberg.

 

Mangelnde Qualifizierung, Alter, gesundheitliche Beeinträchtigung und persönliche Schicksalsschläge – Langzeitarbeitslosigkeit hat viele Ursachen. Seit mehr als zwanzig Jahren unterstützen die Sozialen Unternehmen Vorarlberg betroffene Menschen auf ihrem Weg zurück in die Arbeitswelt. „Arbeit zu haben, ist der Schlüssel zu einem selbstständigen Leben“, betonte die Verbandssprecherin Benedicte Hämmerle beim Pressegespräch bei Integra Vorarlberg in Schwarzach anlässlich des „Tags der Arbeitslosen“.

 

Die Sozialen Unternehmen Vorarlberg – AQUA Mühle Vorarlberg, die sozialen Unternehmen carla der Caritas Vorarlberg, die Dornbirner Jugendwerkstätten, Integra Vorarlberg und die Kaplan Bonetti Arbeitsprojekte – bieten Erwerbslosen ein befristetes Dienstverhältnis und begleiten sie sozialpädagogisch. Spezielle Qualifizierungsangebote helfen Betroffenen, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wieder zu erlangen. Rund 600 Personen jährlich sind bei den Sozialen Unternehmen tätig. Ein Drittel schafft erfahrungsgemäß den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt, bei den Dornbirner Jugendwerkstätten ist es mehr als die Hälfte.

 

Je älter, desto geringer die Chancen
Den meisten Betroffenen fehlt die berufliche Qualifizierung, rund 40 Prozent sind gesundheitlich beeinträchtigt. Zwei Drittel sind Männer. Derzeit sind über 50 Prozent der Langzeitarbeitslosen über 50 Jahre alt. „Je älter die Menschen sind, umso geringer ist die Chance auf eine Wiederbeschäftigung“, erläuterte Benedicte Hämmerle.

 

Österreichweit hat sich der Anteil der über fünfzigjährigen Langzeitarbeitslosen zwischen 2012 bis 2016 verdreifacht. Die Situation soll sich durch die vom Sozialministerium lancierte Beschäftigungsaktion 20000 bessern. Ziel des Projekts ist es, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, um mehr Menschen in den regulären Arbeitsmarkt integrieren zu können.

 

Beschäftigungsaktion 20000
Bernhard Bereuter bestätigte, dass die Beschäftigungsaktion in Vorarlberg im Sommer 2017 im Bezirk Bregenz als Pilotregion starten wird. „Anfang 2018 wird sie auf alle Bezirke ausgerollt. Die Sozialen Unternehmen mit ihrer Erfahrung in der fachlichen und sozialpädagogischen Betreuung Langzeitarbeitsloser werden bei der Umsetzung eine wichtige Rolle spielen.

 

Dauerhafte Arbeitsplätze
Wir werden nicht umhin kommen, Modelle für dauerhafte Arbeitsplätze am erweiterten Arbeitsmarkt zu finden. Vor allem für Menschen, deren Chancen auf den Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt durch Alter und gesundheitliche Beeinträchtigung nahezu aussichtslos sind“, empfiehlt Benedicte Hämmerle.

 

Von Vorteil wäre solch eine Arbeitsstelle etwa für Karin Wolf. Die 51-jährige Mutter von fünf Kindern ist seit vielen Jahren arbeitslos. Altersbedingt und durch ihre körperliche Beeinträchtigung – sie weist einen 40-prozentigen Behinderungsgrad auf – findet sie keinen Job. Derzeit ist sie Transitarbeitnehmerin bei Integra Vorarlberg. „Die Leistung, die der erste Arbeitsmarkt fordert, kann ich leider nicht erbringen. Deshalb freue ich mich über jeden Monat, den ich hier arbeiten kann“, erklärte Wolf, die gemeinsam mit drei weiteren Betroffenen am Pressegespräch teilnahm.

 

Vorteilhafte Branchen
Zum Leistungsspektrum der Betriebe gehören Verpackungsdienste, Postpartnerschaften, Recycling, Re-Use, Landschaftspflege, Digitalisierung von Archiven und vieles mehr. „Soziale Unternehmen sind in jenen Bereichen aktiv, die nach privatwirtschaftlichen Maßstäben kaum kostendeckend betrieben werden können.“ Die Sozialen Unternehmen sind nicht gewinnorientiert, müssen aber die Hälfte des Umsatzes selbst erwirtschaften. „Wir können damit einen niederschwelligen Einstieg in den Arbeitsmarkt bieten. Und zugleich Nischen bedienen, die für öffentliche Einrichtungen, aber auch für Wirtschaftsbetriebe interessant sind“, erklärte Benedicte Hämmerle.

 

Zahlreiche Unternehmen in Vorarlberg machen seit Jahren gute Erfahrungen mit der Arbeitsleistung von Beschäftigungsprojekten. Etwa die Offsetdruckerei Schwarzach, die seit Jahren Aufträge an die Sozialen Unternehmen vergibt. Geschäftsführer Eduard Fischer: „Für uns sind diese Betriebe mehr als Auftragserfüller. Sie halten Arbeitsplätze und damit Wertschöpfung im Land und leisten einen gesellschaftlich wichtigen Beitrag.

 

Integration von Flüchtlingen
Auch für die Integration bleibeberechtigter Flüchtlinge stellen die Beschäftigungsprojekte eine Plattform. Refugees@work wurde 2015 gestartet und heuer von AMS und Land Vorarlberg aufgestockt. Die Menschen erhalten während eines durchschnittlich achtmonatigen Dienstverhältnisses die Chance, sich für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

 

Wir haben die Mittel für diese Initiative in diesem Jahr aufgestockt, weil sie – wie die Zahlen zeigen – ein effizienter Weg zur Integration in unserer Gesellschaft bedeuten“, bestätigt Harald Moosbrugger, Leiter der Wirtschaftsabteilung Land Vorarlberg. Insgesamt betragen die Förderungen der Sozialen Unternehmen Vorarlberg für das Jahr 2017 rund sieben Millionen Euro durch das AMS Vorarlberg und etwa 2,6 Millionen Euro durch das Land Vorarlberg (2016: 6,75 bzw. 2,2 Millionen Euro).